Krautfäulebekämpfung in Kartoffeln 2024 - Anti-Resistenzmanagement wichtiger denn je!
Erfolgreicher Kartoffelanbau hängt wesentlich von der effektiven Kontrolle von Phytophthora infestans dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule ab. In der Regel konnte Phytophthora mit der richtigen Strategie und der vorhandenen Fungizidpalette sicher kontrolliert werden. Versuche in 2023 haben gezeigt: Ein gutes Anti-Resistentmanagement ist unverzichtbar für hohe Wirkungsgrade.
Rückblick 2023
Die Krautfäule-Situation war 2023 bis Mitte Juni bedingt durch hohe Temperaturen und Trockenheit insgesamt sehr entspannt. Das Infektionsrisiko stieg dann in Nordwestdeutschland regional durch Starkregenereignisse sehr schnell an und ab dem 20. Juli führte flächendeckender und anhaltender Regen zum Teil bis in den September hinein bundesweit zu hohem bis sehr hohem Infektionsrisiko.
Im engen Zeitfenster dieses Wetterumschwungs war es entscheidend die Spritzabstände deutlich zu verkürzen. Die in der Phase notwendigen engen Spritzabstände von ca. 5 – 7 Tage konnten aufgrund der anhaltenden Niederschläge oft nicht eingehalten werden. Infolge dieser schwierigen Lage entstand in den betroffenen Regionen unausweichlich eine Situation, in der bereits Krautfäulebefall in den Beständen vorhanden war, so dass die kurative Leistung der Fungizide gefordert war. Gerade in ihrer Kurativleistung wurden einige Produkte aber falsch eingeschätzt bzw. überfordert was die Ausbreitung der Krautfäule in den Kartoffelbeständen begünstigte.
Resistenzentwicklungen
Das vielfach starke Auftreten der Krautfäule, trotz intensiver Spritzfolgen, hat die Diskussion um mögliche Resistenzentwicklungen von P. infestans gegenüber verschiedenen Wirkstoffen aufkommen lassen.
Bereits in 2019 berichtete der amtliche Pflanzenschutzdienst in Dänemark von Minderwirkungen in Praxisflächen mit mehrfacher Mandipropamid Anwendung. In diesen betroffenen Flächen wurde 2019 vorwiegend der Genotyp EU43 nachgewiesen. Erstmals wurde dieser Genotyp 2018 in Dänemark an Einzelstandorten beobachtet und bereits im Jahr 2022 war EU43 der dominante Genotyp in Dänemark mit über 50% Anteil an den untersuchten Isolaten. Die Ausbreitung dieses Genotyps setzte sich in Europa fort, so wurden 2022 einzelne Isolate ebenfalls in den Niederlanden, Belgien, Deutschland (Niedersachsen), Schweden und Norwegen nachgewiesen. Im Jahr 2023 erreichte der Genotyp EU43 in den Beneluxländern und Deutschland ein Anteil von etwa 50% der 1.125 untersuchten Isolate (Abb. 1). Im Gegensatz dazu war der Anteil dieses Genotyps in Dänemark wieder rückläufig.
In dänisch-schottischen Forschungsarbeiten wurde in Laborstudien eine Assoziation zwischen dem Genotyp EU43 und einer vollständigen Mandipropamidresistenz nachgewiesen. Aus Industrieforschung ist beschrieben, dass es sich bei der Resistenz um eine rezessiv vererbte Mutation handelt. Der Wirkstoff Mandipropamid gehört zur Gruppe der Carbon-Säure-Amide (CAA). Innerhalb dieser Gruppe besteht eine Kreuzresistenz zwischen den Wirkstoffen, das heißt wenn ein Wirkstoff dieser Gruppe unwirksam ist sind auch die anderen Wirkstoffe unwirksam. Neben Mandipropamid sind Benthiavalicarb, Dimethomorph und Valifenalate aus der CAA-Gruppe betroffen.
Im Jahr 2023 ist erstmals der Genotyp EU46 im Rahmen des Euroblight Monitorings vor allem in Nordwestdeutschland und den Niederlanden aufgetreten. Der Anteil des Genotyps EU46 an den untersuchten Isolaten (N=821) lag laut Euroblight in Deutschland und den Niederlanden in 2023 bei etwa 12% (Abb. 1). Parallel zu dieser Entwicklung wurden im Jahr 2023 im westlichen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und den Niederlanden Minderwirkungen von Zorvec Produkten mit dem Wirkstoff Oxathiapiprolin u.a. in Versuchen der LWK Niedersachsen beobachtet. Nach Informationen des Zulassungsinhabers (Fa. Corteva) wurden in 2023 vermehrt resistente P. infestans Isolate an den betroffenen Standorten nachgewiesen. Die nachgewiesene Resistenz ist durch einen vollständigen Wirkungsverlust gegenüber Oxathiapiprolin gekennzeichnet und wird im Gegensatz zur Mandipropamidresistenz dominant vererbt. Ob eine Resistenz dominant oder rezessiv vererbt wird, spielt für die Ausbreitung bei klonaler Vermehrung keine bedeutende Rolle. Der Erreger P. infestans vermehrt sich in Europa fast ausschließlich klonal. Aber als mögliche Ursache für die Entstehung der rezessiven Mandipropamid-Resistenz wird die sexuelle Fortpflanzung diskutiert. Seit der Einschleppung des Paarungstyps A2 Anfang der 1980er-Jahre kann sich P. infestans in Europa auch geschlechtlich vermehren. Forschungsergebnisse zur P. infestans Population in den skandinavischen Ländern geben deutliche Hinweise darauf, dass dort regelmäßig sexuelle Reproduktion stattfindet. Auf diesem Wege entsteht eine größere genetische Variabilität innerhalb der P. infestans Population und steigert die ohnehin hohe Anpassungsfähigkeit des Erregers noch einmal. Diese hohe Anpassungsfähigkeit bezieht sich sowohl auf die Überwindung von Sortenresistenzen und auf die Anpassung gegenüber Fungizid-Wirkstoffen.
Die Genotypen EU43 und EU46 unterscheiden sich genetisch kaum. Erste Untersuchungen belegten zunächst einen engen Zusammenhang des Genotyps EU43 mit einer Mandipropamid-Resistenz und die Zorvec-Resistenz wurde zunächst mit dem Genotyp EU46 in Verbindung gebracht. Jüngste Informationen aus der Industrie machen eine eindeutige Zuordnung der Resistenzen zu einzelnen Euroblight Genotypen nicht mehr sicher möglich. Es wurden mittlerweile auch bereits Isolate mit Resistenz ggü. Mandipropamid und Zorvec beschrieben. Zudem wurden Isolate mit Mandipropamid-Resistenz weder als EU43 noch als EU46 Genotyp bestimmt. Ein zu strenger Blick auf die EuroBlight Genotypen ist in der Frage der Fungizidresistenz in Zukunft demnach vielleicht nicht wirklich zielführend.
Vor dem Hintergrund dieser komplexen Lage muss bei der Anwendung von Fungiziden ein gutes Anti-Resistenzmanagement umgesetzt werden. Der aufgeführte Empfehlungsrahmen soll dazu beitragen diese Aufgabe auch bei hohem Infektionsdruck umzusetzen mit dem Ziel die vorhandenen Wirkstoffe auch zukünftig noch als wirksame Präparate zu erhalten.
Rahmenempfehlungen zur Krautfäulebekämpfung 2024
Grundsätzlich:
- Ziel: Krautfäule wird immer protektiv bekämpft.
- Keine reduzierten Aufwandmengen.
Empfehlungen für CAA-Fungizide & Zorvec:
- CAA-Fungizide & Zorvec niemals kurativ einsetzen.
- CAA-Fungizide & Zorvec immer in Mischung mit wirksamen* Partner anwenden.
- CAA-Fungizide & Zorvec in der Spritzfolge Wirkstoffklassenwechsel beachten!
- CAA-Fungizide: Max. 50% der insgesamt vorgesehenen Anwendungen ausschöpfen!
- CAA-Fungizide in max. 2 aufeinanderfolgenden Anwendungen nutzen.
- Zorvec max. 2-mal und nicht in 2 aufeinanderfolgenden Anwendungen einsetzen.
*: Ein wirksamer Partner ist ein Fungizid, das eine zufriedenstellende Krankheitsbekämpfung bietet, wenn es allein mit der AWM der Mischung angewendet wird. (Fluazinam, Cyazofamid, Cymoxanil, Amisulbrom)
Grundsätzlich wird die Krautfäule protektiv mit der maximal zugelassene Aufwandmenge bekämpft. Tritt Krautfäule in einem Bestand auf, kommt es zu einem sehr hohen Selektionsdruck auf die verwendeten Fungizide. Eine Wirkstoffreduktion kann zu reduzierten Wirkungsgraden führen und so zusätzlich dazu beitragen angepasste Isolate zu selektieren.
Vor allem der Einsatz der CAA- und der Zorvec – Produkte sollte niemals in Kurativsituationen erfolgen. Darüber hinaus sollten CAA - und Zorvec – Produkte immer in Wirkstoffklassenkombination (= Mischungen) mit wirksamen Partnern angewendet werden. Ein wirksamer Partner ist ein Fungizid, das eine zufriedenstellende Krankheitsbekämpfung bietet, wenn es allein mit der Aufwandmenge der Mischung angewendet wird. In der Spritzfolge ist ein Wechsel der Wirkstoffklassen zu beachten. Dabei sollten CAA-Produkte maximal in zwei aufeinanderfolgenden Anwendungen eingesetzt werden. Soweit es möglich ist sollte der Einsatz der CAA-Produkte immer insbesondere unter hohem Infektionsdruck im Wechsel mit anderen Wirkstoffgruppen erfolgen. Zorvec - Produkte sollten nie in 2 aufeinander folgenden Anwendungen eingesetzt werden. Versuche aus 2023 in Niedersachsen belegen am Beispiel Mandipropamid vor dem Hintergrund auftretender Resistenzen die Steigerung der Wirkungsgrade von Wirkstoffmischungen und Wirkstoffwechsel gegenüber der solo Applikation (Abb. 2). Der Versuch wurde an 2 Standorten angelegt. In diesem Versuch erfolgte über alle Varianten eine Vorlage mit Zorvec Endavia und nachfolgend eine durchgehende, wöchentliche Applikation der aufgeführten Fungizide. Wir weisen darauf hin, dass die im Versuch vorgenommenen durchgehenden Solospritzungen aus Resistenzschutzgründen niemals in der Praxis erfolgen sollten.
P. infestans überwintert u.a. an latent infizierten Knollen im Pflanzgut, in Abfallhaufen am Feldrand oder an Durchwuchskartoffeln. Als Basis des Integrierten Pflanzenschutzes, mit dem Ziel Pflanzenschutzmittelanwendung auf das notwenige Maß zu beschränken und Resistenzen vorzubeugen, sollten folgende Punkte grundsätzlicher Berücksichtigung finden:
- Kartoffelaufwuchs an Lager- oder Abfallstätten zwecks Vermeidung unnötiger Infektionsquellen konsequent bekämpfen, z.B. durch Abdecken von Steinhaufen.
- Durchwuchs- bzw. Unkrautkartoffeln in anderen Kulturen konsequent bekämpfen, um Infektionsquellen frühzeitig auszuschalten.
- Pflanzgutqualität beachten, vor allem bei eigenem Nachbau (Knollenbefall durch Phytophthora!).
Optimaler Spritzstart
Hohe Ertragsverluste sind bei frühen Infektionen und günstigen Infektionsbedingungen (Feuchtigkeit, Temperaturen von 18 - 23 °C) vorprogrammiert. Deshalb ist der rechtzeitige Spritzstart vor dem Auftreten erster Symptome sehr wichtig. Mit der ersten Fungizidbehandlung soll ein möglicher Befall ausgehend von infizierten Knollen bekämpft werden. Idealerweise sollte der Fungizidschutz ca. 7 Tage vor dem ersten Krautfäuleauftreten auf dem Schlag beginnen. Zur Ermittlung des Spritzstarts hat sich in normalen Jahren das Prognosemodell SIMBLIGHT1 via www.isip.de basierend auf lokalen Anbaufaktoren und der regelmäßigen Erfassung von Witterungsdaten bewährt. Ist die Fläche in der Phase aber über mehrere Tage wegen Nässe nicht befahrbar, ist unmittelbar im Anschluss an derartige Regenperioden mit dem Spritzstart zu beginnen. Das im Frühkartoffelanbau durch die Abdeckung erzeugte Mikroklima fördert eine frühzeitige Entwicklung des Krautfäuleerregers. Treten Symptome auf, ist es ratsam, die Abdeckung zu entfernen und sofort eine Behandlung mit systemischen Präparaten plus sporiziden Partner vorzunehmen. Für den Spritzstart sind grundsätzlich vollsystemische Wirkstoffe wie Propamocarb oder Oxathiapiprolin notwendig und sollten jeweils mit einem wirksamen Partner zum Einsatz kommen. Erfolgt der Spritzstart mit Zorvec Entecta sollte es mit Cymoxanil ergänzt werden. Bei hohem Infektionsdruck zum Spritzstart kann eine Ergänzung der Propamocarb Produkte (Infinito, Simpro, Rival Duo) mit einem Kontaktwirkstoff sinnvoll sein. Strategieoptionen zur Mittelwahl und Spritzfolgen siehe Abb. 3. In Tabelle 1 sind die zugelassenen Fungizide und die Beurteilung der Wirkung gegen die Kraut- und Knollenfäule dargestellt.
Hauptwachstumsphase und Spritzabstände
Bei den Folgebehandlungen richtet sich die Produktwahl in erster Linie nach der Witterung und dem Befallsgeschehen. In der frühen Hauptwachstumsphase bei wärmeren Temperaturen findet jeden Tag enormer Laubzuwachs statt. Um in dieser Phase den Neuzuwachs zu schützen, können systemische Wirkstoffe wie Zorvec oder Propamocarb zum Einsatz kommen. Aufgrund der Resistenzsituation sind die Optionen aber eingeschränkt. Bei anhaltend hohem Infektionsdruck ist Propamocarb mit Partner die leistungsstarke und sichere Option mit Produkten wie Infinito + Cymoxanil oder Simpro/Rival Duo ergänzt mit einem Sporizid. Damit ein Wirkstoffwechsel eingehalten werden kann, ist es sinnvoll in der frühen Wachstumsphase Propamocarb zu nutzen. Grundsätzlich lässt sich bei kritischen Krautfäulebedingungen die Wirkungssicherheit durch die Zugabe sporenabtötender Produkte mit Cyazofamid (Ranman Top) oder Fluazinam (Shirlan etc.) erhöhen. Bei anhaltend hohem Infektionsdruck sollten CAA-Fungizide alternierend mit anderen teilsystemischen Produkten eingesetzt werden. Eine mögliche Option für eine Spritzfolge ist in Abb. 3 dargestellt. Die Anwendung verschiedener Wirkstoffklassen mit und ohne Resistenzgefährung im Wechsel verringert den Selektionsdruck deutlich. Zorvec Entecta wird aufgrund der Resistenzsituation bei hohem Infektionsdruck in der Hauptwachstumsphase nicht empfohlen.
Auch bei mittlerem Infektionsdruck sollte kein Resistenzrisiko eingegangen werden und Spritzfolgen immer im Wechsel aus CAA-Produkten mit anderen teilsystemischen Produkten geplant werden. Beispiel für eine solche Spritzfolge und Kombinationen mit Kontaktwirkstoffen ist in Abb. 3 unter mittlerem Infektionsdruck abgebildet. In der Abbildung sind Produkte, deren Wirkung wegen resistenter Isolate eingeschränkt sein können farblich gekennzeichnet. Wenn in der Spritzfolge bisher kein oder maximal eine Anwendung eines Zorvec Produktes erfolgte, kann bei mittleren Infektionsdruck auch einmalig Zorvec Entecta + Cymoxanil eingesetzt werden.
Bei niedrigem Infektionsdruck z.B. bei Trockenheit und hohen Temperaturen ohne Beregnung können Produkte wie Reboot, Banjo Forte, Voyager oder Revus + Sporizid zum Einsatz kommen. Entwickelt sich eine Dürrephase in der es auch nachts keine wesentliche Taubildung gibt, reicht es in der Regel aus, Krautfäule preiswert mit Kontaktfungiziden basierend auf Fluazinam oder Cyazofamid im Wechsel zu bekämpfen.
Um entstehenden Befall in den Beständen sicher vorzubeugen, müssen die Spritzabstände zwingend dem jeweiligen Infektionsdruck angepasst werden, wobei dieser im Wesentlichen von der Witterung beeinflusst wird. Wenn wir einen mittleren Spritzabstand von 9 – 11 Tagen annehmen, sollte dieser schlagspezifisch nachfolgenden Faktoren angepasst werden (siehe Tab. 1): Bei starkem Krautwachstum sollten die Spritzabstände um 2 bis 4 Tage verkürzt werden, wohingegen bei geringem Krautwachstum der Abstand um 2 bis 3 Tage verlängert werden kann. In Krautfäule anfälligen Sorten sollten die Spritzabstände um 1 bis 2 Tage kürzer gehalten werden, als bei mittlerer Anfälligkeit. Tritt sporulierender Befall auf, sind die Abstände deutlich zu verkürzen. Nach stärkeren Niederschlägen von über 25 mm seit der letzten Behandlung sind die Spritzabstände zu verkürzen.
Zu beachten ist bei sehr hohen Infektionsdruck, dass viele Krautfäulefungizide mit einem Spritzabstand von mindestens sieben Tagen zugelassen sind. Falls witterungsbedingt kürzere Abstände notwendig sind, müssen die Produkte entsprechend der Zulassung gewechselt werden. Auf www.isip.de können Informationen zur Entscheidungsfindung des richtigen Spritzabstandes auf Basis des Prognosemodells SIMPHYT 3 abgerufen werden. In Tabelle 1 sind die zugelassenen Fungizide und die Beurteilung der Wirkung gegen die Kraut- und Knollenfäule dargestellt.
Stoppspritzungen bei vorhandenem Befall
Bei sporulierendem Blatt- oder Stängelbefall sind umgehend konsequente Stoppspritzungen im Abstand von 3 - 4 Tagen durchzuführen. Der Wirkstoff Cymoxanil spielt in Anbetracht der verfügbaren Wirkstoffe eine wichtige Rolle bei Stoppspritzungen. Er verfügt über eine begrenzte kurative Wirkung und erfasst latente Infektionen. Bewährt haben sich Kombinationen aus Cymoxanil-haltigen Produkten plus sporizidem Partner wie Ranman Top oder Fluazinamprodukte in jeweils vollen Aufwandmengen. In Tab.2 sind verschiedene Optionen für Stoppspritzungen dargestellt. Bei sehr hohem Infektionsdruck sollte der Abstand auf 2 Tage reduziert werden. Wurden in der Spritzfolge nur wenige CAA-Fungizide eingesetzt, kann bei der Folgebehandlung auch Carial flex + Shirlan verwendet werden. Bis zur Blüte können auch systemische Propamocarbprodukte wie Infinito oder Simpro jeweils mit Ranman Top oder Fluazinam als Partner in der ersten Stoppspritzung genutzt werden. Bei größeren Befallsnestern ist in späteren Stadien der Kartoffeln auch die Sikkation der entsprechenden Teilflächen als Bekämpfungsmaßnahme zu prüfen.
Abschlussbehandlungen
Zur Abreife der Kartoffeln steht der Schutz der Knollen vor Braunfäule im Vordergrund. Phytophthora-Sporen werden so lange gebildet, wie grünes Kartoffelkraut vorhanden ist. Durch Wind, Tau- und Regentropfen gelangen diese in den Boden und bleiben dort etwa drei Wochen infektionsfähig. Während der Rodearbeiten besteht die größte Gefahr für Knolleninfektionen, die später zu Braunfäule im Lager führen können.
Mit beginnender Abreife spätestens aber drei Wochen vor der Ernte, sollten die Abschlussbehandlungen mit sporenabtötenden Kontaktmitteln wie Ranman Top oder Fluazinam-Produkten durchgeführt werden. Die letzte Behandlung kann in Kombination mit der Sikkation erfolgen. Grundsätzlich sind dabei die vorgeschriebenen Wartezeiten einzuhalten.
Fazit: Die Bekämpfung der Krautfäule steht spätestens seit 2023 und zukünftig ganz im Zeichen des Resistenzmanagements. Die aufgeführten Maßnahmen stellen eine Grundlage dar, die dazu beiträgt, auch langfristig die Krautfäule bekämpfen zu können. Der verantwortungsvolle Umgang mit der vorhandenen Fungizidpalette stellt die Basis dar, auch zukünftig bei hohem Krautfäuledruck erfolgreich Kartoffeln anzubauen.
- Durchwuchskartoffeln konsequent bekämpfen
- Krautfäulebekämpfung muss vorbeugend mit vollen Aufwandmengen erfolgen.
- Spritzstart: Ab Auflaufen Niederschlagsereignisse und Warndienst im Blick haben.
- Anti-Resistenzmanagement umsetzen: Wirkstoffkombination und Wechsel konsequent durchführen!
- Spritzabstände nach Wachstum und Infektionsdruck anpassen.
- Bei sporulierendem Befall Stoppspritzungen durchführen.
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Dr. Hendrik Hanekamp
Leiter Sachgebiet Mykologie und abiotische Schadursachen
Lüder Cordes
Berater Pflanzenbau und Pflanzenschutz
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