Neuer Schaderreger: Falscher Mehltau an Akelei
Die Akelei ist aufgrund der filigranen Blätter und attraktiven Blüten bei Gartenfreunden sehr beliebt. Akeleien werden allgemein von nur wenigen Krankheitserregern und Schädlingen befallen: Echter Mehltau, Minierfliegen und Blattläuse richten in aller Regel keinen großen Schaden an. Im Frühjahr 2020 jedoch wurde erstmals für Deutschland ein neuer Krankheitserreger nachgewiesen, der gravierende Auswirkungen auf den Bestand hat: der Falsche Mehltau.
Die Gemeine oder Gewöhnliche Akelei, Aquilegia vulgaris, ist eine in Mitteleuropa heimische Staude. Aufgrund der filigranen Blätter und attraktiven Blüten ist dieses Hahnenfußgewächs bei Gartenfreunden sehr beliebt. Zwar sind Akeleien eher kurzlebige Stauden, doch können sie mit ihrem kräftigen Rhizom mehrere Jahre überdauern. Zudem verbreiten sie sich durch Selbstaussaat unter zusagenden Bedingungen eigenständig. Durch die Kreuzung verschiedenfarbiger Typen entstehen immer wieder unterschiedliche Farbnuancen im Garten: von Weiß bis Violett, Hellblau oder Rosa, sogar Weinrot oder Gelb, einfarbig oder in Kombination. Auch gefüllte Blüten kommen vor.
Akeleien werden allgemein von nur wenigen Krankheitserregern und Schädlingen befallen: Echter Mehltau, Minierfliegen und Blattläuse richten in aller Regel keinen großen Schaden an.
Im Frühjahr 2020 jedoch wurde erstmals für Deutschland ein neuer Krankheitserreger nachgewiesen, der ausschließlich Akeleien befällt und gravierende Auswirkungen auf den Bestand hat: Der Falsche Mehltau, Peronospora aquilegiicola.
Falscher Mehltau allgemein
Falsche Mehltaupilze zählen zu den niederen Pilzen (pilzähnlichen Organismen), die an hohe Feuchtigkeit angepasst sind. Es handelt sich um obligate Parasiten, d. h. sie sind für ihre Entwicklung unabdingbar auf lebende Wirte angewiesen. Die Überdauerung (Winter, Trockenheit) erfolgt mithilfe dickwandiger Dauerorgane (Oosporen), die im Inneren befallener Pflanzen gebildet werden und nach deren Zersetzung frei werden. Die Infektion geschieht nur bei Blattnässe entweder durch Spaltöffnungen oder frische Wunden. Dabei ist auch die Temperatur von erheblicher Bedeutung. Zumeist tritt Falscher Mehltau in Regenperioden bei relativ niedrigen oder stark wechselnden Temperaturen auf. Die Pilzfäden (Hyphen) wachsen im Inneren des Wirtes und bilden besonders unter feuchten Bedingungen eine große Zahl an Sporangienträgern, die durch die Spaltöffnungen hinauswachsen. Deshalb entwickelt sich bei Falschem Mehltau ein mit bloßem Auge erkennbarer „Pilzrasen“ – gebildet durch die bäumchenförmig verzweigten Sporangienträger – nur auf der Blattunterseite. Die an den Sporangienträgern gebildeten, relativ kurzlebigen Sporen werden mit Wind und Wasser leicht verbreitet und keimen bei ausreichender Blattnässe wieder aus.
Der Falsche Mehltau (Peronospora aquilegiicola) an Akelei
Auf der Oberseite der Blätter erkennt man aufgehellte, gelbliche, rötliche oder bräunliche Flecken, die oft eckig sind und mit Blattverdrehungen einhergehen können. Blattunterseits entsteht ein „Pilzrasen“, der zunächst meist durch Adern begrenzt, flockig und schmutzig weiß bis bräunlich grau ist. Stark befallene Blätter rollen sich ein und vertrocknen. Triebe können verdreht sein, auch Blütenstiele und Blüten sind betroffen. Schließlich kommt es zum Absterben der Pflanzen. Der Erreger ist sehr aggressiv und verursacht massive Schäden. Man weiß noch wenig über die Biologie dieses speziellen Falschen Mehltaus, es ist aber zu erwarten, dass der Krankheitserreger über Samen übertragbar ist, auf einer betroffenen Fläche viele Jahre überdauern kann, jedoch ausschließlich Aquilegia (und Semiaquilegia) befällt. Die Krankheit wurde im Mai 2020 erstmals in Kontinentaleuropa nachgewiesen. Vorher war sie (seit 2013) aus Großbritannien bekannt, stammt aber ursprünglich aus Südostasien (Korea, China). Der Erreger wurde im Jahr 2019 als neue, bisher nicht bekannte Art wissenschaftlich neu beschrieben.
Gegenmaßnahmen
Hygienemaßnahmen sind entscheidend für die Tilgung des Befalls: Befallene und befallsverdächtige Pflanzen frühestmöglich beseitigen (Restmüll, nicht kompostieren), Verzicht auf das Anpflanzen von Akeleien für mehrere Jahre, Reinigung und Desinfektion aller Werkzeuge, die in Kontakt mit befallenen Pflanzen waren. Fungizideinsatz ist nicht sinnvoll, da die Krankheit sehr rasch voranschreitet und nicht erfolgreich bekämpft werden kann. Derzeit sind keine Pflanzenschutzmittel gegen Falsche Mehltaupilze an Zierpflanzen im Haus- und Kleingarten zugelassen.
Pflanzenschutzamt Niedersachsen
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